Korsika 27.05.2011 Piste des Seigneurs
Die schwarzen Schweine in unserer Nähe störten sich nicht an unserer Anwesenheit. Sie schliefen sogar noch länger als wir. Florians Versuch sie im Schlaf zu fotografieren schlug allerdings fehl, da das Wachschwein immer ein Auge offen hatte und die anderen vor ihm warnte. Nach einem gemütlichen Frühstück mit wunderbarer Pfirsichkonfitüre ging es auf die nur 30km lange Anfahrt zur Piste.
Zwischen 11 und 12 kamen wir am Startpunkt der Geheimtour an. Letztes Jahr hatten wir bereits Gelegenheit die ersten 100 Meter der Strecke zu erleben, aber als wir diesmal die ersten Felsplatten überfahren hatten und im am Bachbett angekommen waren, erwartete uns doch eine Überraschung. Der „Weg“ war noch ein paar Stufen härter als letztes Jahr. Selbst bis zum Feuerwehrauto mussten wir schon sehr vorausschauend fahren und immer wieder die günstigste Linie suchen. Ok, eigentlich nur ich mit dem Terracan. Florian mit seinem Rubicon könnte da noch anderes Gelände bewältigen, aber für den Terracan war das schon ganz ordentlich. Ein paar hundert Meter weiter kam uns eine weitere Überraschung entgegen. Eine Gruppe von franz. Offroadern fuhr die Piste talwärts und kam uns in einer engen Kehre entgegen. Wir konnten uns gerade so hintereinander stellen und die Gruppe passieren lassen. Außer einem ganz gut umgebauten 90er Defender und einem alten Pajero waren auch mehrere 120er Land Cruiser und ein alter Patrol dabei. Beim Blick auf den noch originalen und viertürigen 120er kam mir der Gedanke, dass es ja dann eigentlich nicht mehr schwieriger werden könnte. Der Franzose im Defender versuchte mir, natürlich auf französisch, zu erklären, dass man ohne Sperren gar nicht weiter fahren sollte, aber ich verstand es zum Glück nicht 😉 Florian meinte nachher noch, dass uns ein Fahrer auch noch viel Glück gewünscht hätte. Was das wohl wieder zu bedeuten hatte…
Im Verlauf der Strecke warteten immer wieder neue Herausforderungen auf uns, bzw. eher auf mich, mit meinem Terracan ohne Sperren. An einer Felsformation kam der Terracan mit seiner diagonalen Verschränkung an sein Limit und mir fielen wieder die Worte des Franzosen wegen der Sperre ein. Nach einigen Versuchen das Hindernis zu überfahren oder auch ein paar Steine unterzulegen, kam Stefan auf die glorreiche Idee, dass der Rubi mich über die Stelle ziehen könnte. Ich war geistig bereits wieder auf dem Rückweg, aber irgendwie ließ mich die Sache dann nicht los. Zurück wollte ich auch nicht, da die Einzelradaufhängung an der Vorderachse des Terracan für die Überfahrung der Steine auch nicht die beste Voraussetzung bietet. Die Vorderachse federt einfach zu tief ein und bietet kaum noch Bodenfreiheit. Eine Starrachse wäre da wesentlich besser geeignet. Aber egal, Stefans Idee war gut und funktionierte fast auf Anhieb.
Im Verlauf der Tour gab es noch ausreichend Möglichkeiten diese Technik noch weiter zu verfeinern. Nach den nächsten steinernen Hindernissen war erst mal Zeit für eine kurze Pause. Der Pfad sah inzwischen etwas besser aus. Man musste ja ein wenig positiv denken. Die Hoffnung hielt aber nicht lange. In einer bergauf führenden rechts Kehre gab es einige tiefe Löcher. Auch an diesem Punkt reichte wiedereinmal die eigentlich recht gute Verschränkung des Terracans nicht aus. Er schabte leider nur noch diagonal mit den Hufen. Florians Jeep musste mich also wieder über das Hindernis ziehen, was inzwischen sehr gut klappte. Danach ging es zum Glück etwas ruhiger weiter. Man sollte auch erwähnen, dass die Wanderer, die uns unterwegs immer mal begegneten alle sehr freundlich waren und keine Probleme mit uns hatten. Allerdings waren sie zu Fuß auch wesentlich schneller unterwegs, als wir mit unseren Fahrzeugen. Irgendwann gelang es uns dann doch das Plateau in der Nähe des Gipfels zu erreichen. Hier legten wir wieder eine kleine Rast ein und genossen die wunderbare Aussicht auf die Bucht von Porto Vecchio. Ein paar franz. Wanderer meinten, dass es von nun an nur noch flach weiter gehen würde, also bauten wir schon unsere GoPros ab und freuten uns auf den restlichen Teil der Strecke. Für ein paar Meter traf die Einschätzung der Wanderer auch zu. Es ging extrem schmal an Felswänden vorbei und talwärts fiel der Hang steil ab. Als erfahrene Westalpenbefahrer stellte das aber keine große Herausforderung an unser Können.
Mit erreichen des Waldes veränderte sich aber das Bild und der Zustand des Pfades wieder schlagartig. Vor uns lagen stark ausgewaschene Hohlwege, gespickt mit großen Steinen, einigen Stufen und vielen Wurzeln. Auch spannende Schrägfahrten waren wieder an der Tagesordnung. In diesem Stück kamen uns noch Mountainbiker aus Österreich entgegen. Wir unterhielten uns ein wenig und diesmal war die Information, dass das Ende der Abfahrt nicht mehr lang, korrekt. Wir erreichten den einfachen Waldweg und beglückwünschten uns zur Bewältigung dieser eindrucksvollen Bergtour. Selbst für meinen recht umfangreich verbesserten Terracan war diese Tour schon extrem Offroaden. Alleine hätte ich es sicherlich nicht geschafft. Selbst mit Sperren wäre es nicht viel einfacher geworden, denn ohne Einweisung wäre es viel zu gefährlich gewesen. Gegenüber Florians kurzen Rubicon, mit zwei Starrachsen, 33′ Reifen und Sperren ohne Ende ist der Terracan ja leider nur ein SUV. Trotzdem bin ich stolz die Piste des Seigneurs bewältigt zu haben.
Stefan hatte ja in weiser Voraussicht seinen Sorento schon am Startpunkt stehen gelassen. Das erlebte war bisher meine größte Offroadherausforderung und der Terracan hat es bis auf ein paar kleinere Bodenkontakte auch bestens überstanden. Für die Zukunft wünsche ich mir nur eine Hinterachssperre und noch größere Reifen 😉
Vom Endpunkt fuhren wir wieder zum Sorento zurück, pumpten die Reifen von den 1,5 Bar wieder auf den normalen Wert auf und machten uns anschließend auf den Weg zur Ostküste. Da ich Marion versprochen hatte nur eine Nacht weg zubleiben, kopierten wir auf einem Supermarkt Parkplatz in Porto Vecchio noch die Bilder und Videos der Tour, bevor ich mich dann auf den langen Rückweg nach Calvi machte.
Leider musste Florian am Tag drauf schon wieder die Fähre nach Italien nehmen. Seine Woche Urlaub war wieder viel zu schnell vorbei.
Stefan wartete auf dem Camping Platz in der Nähe von Porto Vecchio auf die Ankunft von Markus mit seinem Defender. Mal schauen, ob sie noch mal zu uns an die Westküste kommen sollten.
Um 20:20 Uhr war ich dann nach gut 3 Stunden anspruchsvoller Fahrt auf dem Campingplatz La Pinede in Calvi angekommen. Alle freuten sich, dass ich heil wieder zurück war. Jetzt musste ich allerdings erst mal ein wenig relaxen.
Die Tour war wirklich spannend für 3 😉
Hier noch der Link zum HD-Video der Tour -> Piste des Seigneurs 2011
Oder einfach hier mal rein schauen:
httpvh://www.youtube.com/watch?v=S3sPasjf4Qs
Außerdem gibt es noch die kurze Version von Stefan:
httpvh://www.youtube.com/watch?v=YPVGkScH0Q0
Piste des Seigneurs als Kurzfassung
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